- Nicole Fiebig
Hebammensuche - Warum es so schwierig ist, eine Hebamme zu finden

Im Wochenbett besuchen Hebammen frisch gebackene Mütter und ihre Babys zu Hause, überwachen die Erholung der Mutter und das Wachstum des Neugeborenen. Zudem stehen sie zur Seite bei Säuglingspflege und Stillproblemen. Die Kosten tragen die gesetzlichen Krankenkassen.
Über die Gastautorin:
Nicole Fiebig arbeitet seit über 15 Jahren in der Digitalbranche. Seit 2020 ist sie als Freie Texterin tätig und betreibt den Blog www.textmehr.de.
Als ich mit meiner Tochter schwanger war, habe ich ganz naiv geglaubt, dass ich ohne Probleme eine Nachsorgehebamme finden werde. Aber da irrte ich mich. Ich telefonierte an die 50 Hebammen ab, aber Alle waren schon belegt.
Erschwerend kam noch hinzu, dass der Geburtstermin meiner Tochter in den Sommerferien lag und in dieser Zeit viele Hebammen im Urlaub sind. Ich war sehr verzweifelt.
So wie mir, geht es seit einigen Jahren vielen Eltern.
Vor allem in Ballungsgebieten und ländlichen Regionen ist die Not groß. Manchen Eltern wird empfohlen, sich sofort ab Zeitpunkt des positiven Schwangerschaftstests um eine Hebamme zu kümmern.
Gründe für die erfolglose Hebammensuche
Die Zahl der ausgebildeten Hebammen hat sich in den letzten Jahr kontinuiert erhöht. So stellte das deutsche Ärzteblatt einen positive Entwicklung der Hebammen in Deutschland fest. "Der Aufwärtstrend bei der Zahl der angehenden Hebammen in Deutschland hält weiter an. Im Schuljahr 2019/2020 befanden sich bundesweit 3.057 Schülerinnen und sechs Schüler auf dem Weg zum Hebammen- beziehungsweise Entbindungspflegerberuf".
Doch obwohl es 6000 mehr ausgebildete Hebammen gibt als vor 10 Jahren, ist der Mangel immer noch groß. Was sind also die Gründe für die erfolglose Suche nach einer Wochenbetthebamme?
1. Immer mehr Babys
Wurden im Jahr 2009 in Deutschland 665.126 Babys pro Jahr geboren, stieg die Zahl der Neugeborenen auf 773.144 im Jahr 2020 (Quelle: Statistischen Bundesamt). Je mehr Babys geboren sind, desto mehr Hebammen werden auch benötigt.
2. Ungleichmäßige Verteilung in Deutschland
Nicht in jeder Region sind Hebammen gleich vertreten. Gerade im ländlichen Raum gibt es im Verhältnis zur Einwohnerzahl zu wenig Hebammen. "Der häufigste Grund, warum keine Nachsorgehebamme in Anspruch genommen wird, ist fehlende Verfügbarkeit im näheren Umfeld.", stellte die deutsche Ärztezeitung in einer Umfrage heraus.
3. Schlechte Bezahlung
Immer mehr Hebammen ziehen eine angestellte Tätigkeit mit geregelten Arbeitszeiten einer freiberuflichen Tätigkeit in der Vor-und Nachsorge vor. "Das Wochenbett ist schlecht bezahlt, aber arbeitsintensiv" und "Gleichzeitig wird ein Hausbesuch in der Wochenbettbetreuung pauschal vergütet, egal ob dieser 20 Minuten oder eineinhalb Stunden dauert", meint Andrea Sturm, Hebamme und Vorsitzende des Hebammenverbands Hamburg.
Für die Eltern heißt das: Keine verfügbare Hebamme, keine Betreuung im Wochenbett.
Eine unzumutbare Situation.
Hebammen Online-Kurse als Alternative?
Um Eltern zu unterstützen, gibt es seit einigen Jahren vermehrt Online-Beratungen, die von vielen Krankenkassen übernommen werden. Auch hier gibt es zum Teil Wartelisten, die Chance auf einen Platz sind jedoch sehr viel höher.
In Zeiten des Hebammenmangels findest du dort Kurse, Pakete und persönliche Beratung auf die du jederzeit zugreifen kannst. Immer dann, wann du es brauchst..
Generell ist es auf Grund der aktuellen Lage so, dass die meisten online Kurse (auch aufgezeichnet) von den Kassen erstattet werden.
Persönlicher Kontakt statt Onlineberatung
Es ist gut, dass Online Hilfsangebote zur Verfügung stehen. Eltern stehen so nicht völlig alleine da. Sie können grundlegende Fragen klären, sich zu bestimmten Themen informieren und sich mit Gleichgesinnten austauschen.
Aber nichts kann den persönlichen Kontakt mit einer Hebamme ersetzen. Das Baby im Arm halten, sehen, wie es sich fühlt und die Mutter bei der Versorgung zu unterstützen - das funktioniert nur vor Ort. Im persönlichen Gespräch zwischen Mutter und Hebamme.
Mein Tipp zur Hebammensuche:
Es bewährt sich bereits in der Babyplanung, dich über die Hebammen vor Ort zu informieren und schon mal einen ersten Kontakt herzustellen. Dann kann man direkt auch nachfragen, ab wann es ratsam ist, die Wunsch-Hebamme für die Vor-und Nachsorge bei einem positiven Schwangerschaftstest zu kontaktierten.
Meine Erfahrung zur Hebammensuche
Ich hatte letztendlich Glück. Eine Hebamme aus dem Krankenhaus, in dem meine Tochter geboren wurde, betreute uns. So hatten wir dann doch noch eine liebevolle Unterstützung beim Start in unser neues Leben.
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Quellen:
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Warum-viele-Frauen-auf-eine-Hebamme-verzichten-253666.html
https://www.spektrum.de/news/warum-ist-es-so-schwer-eine-hebamme-zu-finden/1693344#